Mittwoch, 13. April 2011

[Rezension] "Als der Tag begann" von Liz Murray






° Autor: Elizabeth, kurz Liz, Murray
° Titel: Als der Tag begann
° Originaltitel: Breaking Night
° Genre: (Real Life) Roman
° Erscheinungsdatum: 28 März 2011
° Verlag: Diana Verlag
° 478 Seiten
° ISBN: 978-3-453-29108-9
° Preis: 19,99 €
° Der erste Satz: Von meiner Mutter besitze ich nur ein einziges Foto.

Klappentext:

Schon als kleines Kind weiß Liz Murray, was es heißt, am Existenzminimum zu leben. Armut und Hunger bestimmen den Alltag ihrer Familie. Doch obwohl die Hippie-Eltern drogenabhängig sind, erleben Liz und ihre Schwester Lisa nicht nur Elend und Leid. Im Gegenteil, auf eine ganz eigene Art lieben die Eltern ihre Töchter und versuchen, ihnen ein Zuhause zu geben. Die Momente des Glücks sind dennoch kurz. Mit fünfzehn ist Liz obdachlos und geht nicht mehr in die Schule. Erst als ihre Mutter an Aids stirbt, wird ihr klar, dass sie so nicht enden will.
Liz Murray erzählt vom Erwachsenwerden, davon, wie sie ihre Eltern verliert und sich mühevoll ein Harvard-Stipendium erarbeitet, mit einer Sprache, die - anrührend und humorvoll zugleich - alles lebendig werden lässt.

Worum geht es?

Persönlich geht es um die Autorin, die ihr Leben von ihrer frühesten Kindheit bis zum Erwachsenwerden dokumentiert. Ihre Eltern sind drogenabhängige Hippies, die fast nur auf der Suche nach dem nächsten Rausch sind, statt sich um ihre Kinder zu kümmern. Einfühlsam berichtet Liz wie es in Armenvierteln zugeht, was es heißt von der Sozialhilfe abhängig zu sein, mit Drogenabhängigen zusammen zu leben, auf der Straße zurecht zu kommen und wie es ist um sein Leben von Anfang an zu kämpfen.

Rezeption:

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in welchem die Autorin den Leser in das Geschehen gefühlvoll einleitet. Unterstützt wird das noch durch ein ziemlich veraltetes Foto ihrer Mutter, welches fast ganz am Anfang dem Leser in die Augen schaut. Somit konnte man sich hier bereits einen super Eindruck machen wie ihre Mutter aussah und hatte gleich eine viel bessere Vorstellung, was aufgrund der sehr wichtigen Rolle, die Liz' Mutter spielt, für mich unabdingbar wahr. Man fühlte sich der Geschichte gleich viel näher, sie wirkte noch authentischer und leider auch trauriger. Aber das ist ja größteils die gesamte Thematik des Romans an sich.
Anfangs wirkt nur ein geringer Kreis von Personen in der Handlung, nämlich Liz' Mutter, ihr Vater und ihre Schwester Lisa..die alle in dem schrecklichen Teufelskreislauf kochen, der durch die Drogenabhängigkeit der beiden Elternteile hervorgerufen wird. Schonungslos und real wird die verkommene und völlig verdreckte Wohnung, das gegenseitige "Spritzen" der Eltern, die Armut und der geistige Verfall geschildert. Ich war stellenweise richtig geschockt, weil ich mir bis dato nicht wirklich ausmalen konnte, was Drogenabhängigkeit heißt und wie extrem Menschen sich dabei verhalten können. In der fortschreitenden Handlung verstärkte sich das Geschehen rund um das Extreme und die Verwahrlosung. Die detaillierten Schilderungen der mühevollen Versuche von Liz ihre Mutter zu säubern und zu pflegen, wozu diese nicht mehr imstande wahr, verschärften sich, als Janet Murray an Aids erkrankt und wie sich diese Krankheit bis zu ihrem Tod in sie hineinfrisst. Ich musste stellenweise wirklich tief Luft holen und das Buch weglegen. Zu traurig irgendwie... und es ist nichtmal erdichtet.
Verstärkt wird diese hammerharte Realität durch die Sprache und den Schreibstil der Autorin. Sie wechselt zwischen detaillierten Beschreibungen der Bronx, der Umgebung und der Gesellschaft und gefühlvollen und berührenden Sprache zwischen Verzweifelten, Armen und Sterbenden, sprich der Artikulation Liz' zwischen ihren nähesten Menschen. Vereinzelt taucht auch Slang und Umgangssprache auf, aber das verschärft noch den Eindruck, dass man sich gerade keine unterhaltende Biografie reinzieht, deren spannendstes Ereignis ein Besuch bei Gucci ist.
Die Geschichte spielt an mehreren Orten, die alle schicksalhaft für Liz waren bzw. sind. Die Bronx, wo sie und ihre Schwester aufwachsen und wo Kriminalität, Armut und Drogen an der Tagesordnung sind.. das St.Anne's, wo Liz wegen ihrer Schulschwänzerei für eine Zeit leben muss, natürlich die Straße und diverse Wohnung von Freunden, Treppenhäuser, Brücken etc. und natürlich auch die Prep, an der Liz schließlich ihren Abschluss macht und ihre Glückssträhne somit besiegelt =)
Das gesamte Buch über fühlt man sich bei der Lektüre so zwischen geschockt, angeekelt und unbehaglich, was nicht an dem Roman selbst liegt, sondern einfach an der Tatsache, dass Menschen in dieser entwickelten und zivilisierten Welt so leben müssen und so verkommen. Nur die letzten 100 Seiten ca. schwächt dieses Gefühl ab und wandelt sich zur Freude und Stolz, denn man muss unwillkürlich mit der guten Liz mitfiebern und das schöne Ende hat sie sich ja wirklich verdient.

Fazit:

Ein sehr berührendes, erschreckend reales und Mut machendes Buch! Ich würde es jedem empfehlen, der gerne über den Tellerrand schaut.
Für diesen Roman vergebe ich 3 von 5 Sternen.

Zur Autorin:

Liz Murray wird 1980 in der Bronx geboren. Mit fünfzehn Jahren ist sie obdachlos, mit sechzehn Halbwaisin. Beim Anblick des Sarges ihrer Mutter wird ihr klar, dass sie nur dieses eine Leben hat, und sie beschließt, endlich wieder in die Schule zu gehen. Mit neunzehn schafft sie ihren High-School Abschluss, wird unter vielen Mitbewerbern für ein Harvard-Stipendium der New York Times ausgewählt und absolviert die Universität 2009 erfolgreich. Sie gewinnt mehrere Preise, darunter den Chutzpah Award, der ihr von Oprah Winfrey verliehen wird. In den USA wurde ihre Lebensgeschichte bereits verfilmt ( Homeless to Harvard: The Liz Murray Story). Liz Murray leitet heute eine Coaching- Agentur in New York.

1 Kommentar:

  1. Das Buch würde ich auch gerne lesen. Bei den Bloggern ist es bisher eher durchwaschen aufgenommen worden. Na, ich muss sowieso auf die Taschenbuch Version warten... LG :)

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