Donnerstag, 26. Juli 2012

[Rezension] Blutrote Lilien - von Kathleen Weise







Ein historisches Jugendbuch. Für mich wieder ein neues Genre in der riesengroßen Genreschublade unserer Bücherwelt. Meine Erwartungen  waren gering, ich habe nicht mit großartigem Geschehen gerechnet und nur eher säuselndes Teenagergeschwafel in einem Barockkleid erwartet. Weit gefehlt... .

Ich war allein von der Aufmachung des Buches beeindruckt. Neben dem schönen Cover, sprang mich auf der ersten Seite ein versiegelter Brief an, der schon darauf deutete, wie interessant und intrigant mein aktueller Lesestoff sein wird.

Man begleitet Charlotte, die Tochter des einflussreichen Mannes de Montmorency, ihre Zofe Manon und ihren Hund Orson auf den Weg in das prächtigste und schillerndste Bauwerk und den Mittelpunkt der gesamten Societyszene des 16ten Jahrhunderts, Louvre. Durch die Verlobung mit dem Marquis de Bassompierre muss Charlotte jetzt dem Hof und dem König vorgestellt werden und alles dreht sich darum, endlich schöne Kleider zu tragen, sich standesgemäß zu gebären und in der überragendsten Metropole von Frankreich, Paris, zu verkehren. Von ihrem kleinen Chantilly, wo Charlotte geboren und aufgewachsen ist, kennt das Mädchen das alles nicht, man hat sie jedoch eindringlich drauf vorbereitet.

Kurz nach der Ankunft werden Charlottes Träume und Gespinste rund um das schillernde Hofleben sehr schnell beendet. Sie muss Unterricht bei der griesgrämigen und ewig unzufriedenen Madame Morens nehmen, wobei sie ein junges Mädchen, Sophie, kennen lernt und sich sofort mit ihr anfreundet. Hinderlich ist dabei lediglich die Tatsache, dass Sophies Familie einer anderen Religion angehört und dies bei Hof völlig verpönt ist, woran sich die beiden Freundinnen jedoch nicht stören und jeweils das Gehetze der anderen Familie ignorieren, denn Freundschaft geht über alles. Schön :)
Nach ihrer ersten Verhaltensstunde möchte die Verlobte aufgrund von ihr fraglichen Verhaltensregeln, an die sie sich nun zu halten hat, ihren zukünftigen Mann aufsuchen, um ihn zu befragen, ob dies wirklich so zu geschehen hat, dass eine Frau nicht weiter als schön sein muss und lächeln soll. Dabei trifft sie ihren Verlobten in einer..hmm ja..etwas heiklen Situation an... nämlich, während der Gute mit einer Dienerin in seinem Bett turnt. Völlig geschockt und verletzt zieht sich Charlotte zurück.. und muss bald einsehen, dass dies bei Hofe doch gar nicht so unüblich ist, dass Politik vor Liebe kommt und das sog. Favoritinnen gern gesehen sind. Selbst Charlottes Zofe Manon versucht das junge Mädchen zu ermutigen darüber hinwegzusehen, doch die Kleine ist mit zuviel Stolz und zuviel Hirn auf die Welt gekommen, um das einfach so hinzunehmen.

Die darauffolgenden Wochen ist Charlotte der Mittelpunkt des Klatsches und muss auch hier bald einsehen, dass niemand so freundlich ist, wie er immer getan hat und dass Diener eben nicht nur zu Diensten da sind, sondern auch gemeine Späher und Hetzer sind. Zu sehr erinnert mich das auch an das heutige Gesellschaftsbild :) Dennoch gibt es ein paar Menschen, die trotzdem zu Charlotte stehen... ihre Freundin Sofie, Manon und dieser geheimnisvolle Mann, der abends immer am Fenster verweilt.

Jedoch ist Charlotte nicht umsonst eine Montmorency, was sie immer wieder mit Stolz betont. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und erreicht damit recht schnell eine große Beliebtheit beim König, der in ihr seine erste große Liebe zu erkennen glaubt. Umso überraschter ist Charlotte, als der König sie nach ihrem Glücklichsein fragt und kurz darauf auch die schmachvolle Verlobung mit dem Marquis de Bassompierre auflöst um dann sofort den Prinzen de Condé an sie zu binden, von dessen Übellaunigkeit, mangelndem Einfühlsam und Grobheit ständig am Hofe berichtet wird. Doch eins ist sicher: diese Verbindung scheint irgendeiner einflussreichen Partie nicht zu passen... und schon bald liegt eine Leiche in Charlottes Bett... .

Eine Geschichte, bei der man oft gemerkt hat, dass die Grenzen der Jugendliteratur die Handlungen oft einschränkten. Etwas schade fand ich auch, dass der Schluss so schnell kam und sich die Ereignisse irgendwann einfach nur überstürzten und man mit vielen Fragezeichen über dem Kopf und im Kopf das Buch beendete. Das Werk schreit förmlich nach einem zweiten Teil, denn der Schluss war ziemlich abgehackt. Dennoch finde ich diese Geschichte alles in allem ziemlich gelungen, ich habe sie wirklich gern gelesen und an Spannung hat es hier auch nicht gemangelt.
Für diese andere, mildere Art des historischen Romans vergebe ich vier von fünf Sternen.

      Details zum Buch:
~ planet girl Verlag
~ ISBN 978-3-522-50218-4
~ Preis: (D) 14,90€ (A) 15,40€ (Hardcover)
~ Erscheinungsdatum: 19.01.2011
~ 327 Seiten

 

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