Montag, 18. April 2011

[Rezension] "Der Schrei des Löwen" von Ortwin Ramadan






°Autor: Ortwin Ramadan
°Titel: Der Schrei des Löwen
°Originaltitel: Der Schrei des Löwen
°Genre: Jugensroman/Jugendbuch 13+
°Erscheinungsdatum: März 2011
° CARLSEN Verlag
°282 Seiten
°ISBN: 978-3-551-31017-0
°Preis: 9,95 €
°Der erste Satz: Yoba lehnte mit dem Rücken an der Betonwand.

Klappentext:

Der 16-jährige Yoba und sein kleiner Bruder Chioke leben als Straßenkinder in Nigeria. Als Yoba einen Auftrag für den örtlichen Gangsterboss erledigt und plötzlich in den Besitz einer Tasche mit Geld gelangt, ist das ihre große Chance: Die Brüder fliehen und lösen bei einem Menschenschleuser ein Ticket nach Europa. Wie so viele andere wollen sie es auf eines der Flüchtlingsbote nach Sizilien schaffen. Doch der Weg dorthin ist lang und viel gefährlicher als gedacht. Ein ums andere Mal gerät ihr Leben in Gefahr, aber für ihren Traum sind sie bereit jedes Risiko auf sich zu nehmen.

Worum geht es?

In diesem Buch geht es um die zwei Brüder Yoba und Chioke, die beide aus Nigeria kommen und durch einen glücklichen Zufall an viel Geld gelangen. Da Yoba einen Zettel hütet auf dem der Name der Stadt steht, wo angeblich ein Onkel aus ihrer Familie lebt, beschließen die beiden Brüder unter dem Druck von einem Mafiaboss der Extraklasse verfolgt zu werden, nach Europa zu fliehen. Einfühlsam und schonungslos zeichnet Ortwin Ramadan den Weg der beiden Jungen nach Europa. der erfüllt ist von Willkür, Gewalt, Todesangst und einem: Hoffnung.

Rezeption:

Die Geschichte beginnt sofort ohne jegliche Vorrede mitten in Nigeria. Yoba und Chioke werden vorgestellt. Beide Brüder können nicht unterschiedlicher sein, da Yoba ein aufmümpfiger, charakterlich und moralisch starker und mutiger Junge ist, der kein Blatt vor dem Mund nimmt und die Strasse wie seine (durchlöcherte) Seitentasche kennt. Chioke dagegen ist schwach, ängstlich und ohne seinen Bruder auf der Strasse total aufgeschmissen. Sofort hat man ein Bild von den beiden Jungen, dazu die Lebens-und Straßenverhältnisse, die extreme Armut und so weiter. Man hat also schon am Anfang das klischeehafte (und leider Gottes wahre) Bild von Afrika.
Die beiden Brüder werden am Anfang zwar mühevol und herzlich beschrieben und dargestellt, man lernt sie aber erst richtig im Verlauf der Handlung kennen. Der 16jährige Yoba ist ein ganz normaler Junge, der sogar noch das Glück hatte zur Schule zu gehen und lesen und schreiben zu können. Er verliebt sich in die hübsche Adaeke, die seit einem Autounfall behindert ist, und möchte sie später auch mit nach Europa schaffen. Er ist einfühlsam, gerecht und zärtlich. Ich konnte mich sehr gut in ihn hineinversetzen, da ich selbst einen jüngeren Bruder habe und seine Sorge stets nachvollziehen konnte. Chioke hingegen war einfach ein hilfloses Bündel, der seit einem grausamen Ritual, welches man mit ihm vollzogen hat, traumatisiert ist und daher wenig spricht und oftmals unverständlich handelt. Aber durch die Kunst des Autors blieb auch dieser dem Leser nicht verschlossen.
Da es ein Jugendbuch ist, verhält sich der Stil und die Sprache des Romans auch eher einfach und alltäglich. Dies tut der Handlung an sich und auch der Überzeugungsfähigkeit bzw. der Authentizität der Geschichte überhaupt keinen Abbruch, da es dennoch oft sehr spannend und atemberaubend ist, welche Gefahren und Abenteuer die beiden Brüder bestehen und noch zu bestehen haben werden.
Die Reise der beiden kleinen Helden zieht sich fast durch ganz Afrika..von ihrer Heimat Nigeria, über die Stadt Agadez, die Reise durch die Wüste mit all ihren Gefahren, Oasen und Täuschungen bis schließlich an das große Meer. Endet die Reise hier..oder geht es doch noch weiter? :)
Stellenweise folgen Kapitel, die eine andere Geschichte, nämlich die Geschichte des Julien aus Deutschland und dem Mädchen Adria, die gemeinsam auf Sizilien Urlaub machen und hinter die Grausamkeit der Menschenschleuser kommen, einblenden und am Ende sich die beiden Geschichten auf tragische Weise doch noch verbinden...
Die Gefühle, die mich fast ausschließlich das gesamte Buch lang begleitet haben, waren: Angst, Schock, Trauer und Aufregung/Spannung. Man merkt, dass dies hier keine seichte Jugendlektüre ist, sondern das Leben in ihren vollsten und wahrsten Zügen.

Fazit:

Ein wirklich empfehlenswertes Buch, das zeigt, was sich alles in der Welt abspielt, während wir gemütlich am Strand liegen können und unsre Longdrinks genießen. Das Nachwort verdeutlicht ungemein, für was die EU ihre Gelder noch so ausgibt... .
Für diesen Roman vergebe ich 4 von 5 Sternen.

Zum Autor:

Ortwin Ramadan ist Halb-Ägypter und wurde 1962 in Aachen geboren. Er lebt am Ammersee und arbeitet seit seinem Politik-und Ethnologiestudium als Drehbuchautor und freier Autor.

2 Kommentare:

  1. Huhu

    Wäre ich nur nach dem Cover gegangen, hätte ich das Buch nicht weiter betrachtet. Aber nach deiner Rezension, ist es genau ein Buch wie ich es gerne lese.
    Ich werde es mir merken!

    Lg Sumpflicht

    AntwortenLöschen
  2. Deine Rezension hat mir sehr gut gefallen. Du hast sehr schön in Worte gefasst, welche Gefühle auch bei mir "Der Schrei des Löwen" hervorgerufen hat. Ein absolut lesenwertes Buch, das eigentlich auch jeder Erwachsene lesen sollte.

    Liebe Grüße, Gato

    AntwortenLöschen