Freitag, 23. September 2011
[Rezension] "Endzeit" von Liz Jensen
Dieses Buch habe ich bei meinem letzten Lesemarathon sehr gespannt angefangen, doch auch schnell wieder aufgegeben, nicht zurecht, wie es sich im Nachhinein doch herausgestellt hat.
Mein Ersteindruck belief sich auf das eine prägnante Wort: Depression. Der gesamte Einstieg, die Umgebung, die Protagonistin, alles schien irgendwie zu vergehen, alles war krank und metallisch kalt. Es hat mich richtig deprimiert, doch ich las weiter.
Den Kernpunkt bildet Gabrielle Fox, eine durch einen Autounfall gelähmte Kunsttherapeutin, die nach ihrer Reha in einer der Anstalten für geisteskranke und gefährliche Jugendliche arbeitet. Sie ist frustriert, hat nicht nur das Gefühl unterhalb des Bauchnabels verloren, sondern auch ihren Freund und ihr damals noch ungeborenes Kind Max. In zynisch- bitteren Ergüssen folgt der Leser ihrer Wahrnehmung und kämpft mit ihr zusammen gegen den Alltag und ihre Behinderung an. So weit, so gut.
Die Spannung der Handlung entfaltet sich aber, als Frau Fox mit Bethany Krall, einer scheinbar geisteskranken Jugendlichen, die ihre Mutter ermordet hat, im Rahmen einer Therapie konfrontiert wird. Bethany scheint alle Hoffnung in diese Welt und ihre Mitmenschen aufgegeben zu haben, sie ist beleidigend, resigniert und gleichzeitig berauschend und selbstsicher. Doch ihre Besonderheit liegt woanders... In völlig ekstatischen Zuständen zeichnet Bethany geographische Gebilde, Wolkenformen und Naturkatastrophen, meist nachdem sie ihre Portion Strom in der EKT Behandlung erhalten hat. Zuallererst wird sie von Frau Fox nicht ernstgenommen und mit kühler Distanz behandelt, doch die Daten, die die elektrisierte SVV- lerin zeichnet und lallt, entpuppen sich als sekundengenaue Vorhersagen von Umweltkatastrophen, die nach erneutem Geschehen nicht mehr als Zufall abgestempelt werden können. Als Bethany schließlich von der Entrückung, der Apokalypse spricht, kann Frau Fox nicht mehr zögern und holt sich einen prominenten Physiker, Frazer Melville, nicht nur ins Bett... Als auch ihm niemand glauben will, muss etwas geschehen, denn die Menschheit steht kurz vor dem Aus... .
Der Erzähl- und Schreibstil von Frau Jensen hat mich im Laufe der Geschichte überzeugt. Von zynischem Gedankengut über schlagfertigen Bethany Dialogen, säuselndem Verliebtenjargon bis hin zu durchzogenen religiös-wissenschaftlichen Passagen war alles dabei. Zum Ende flachte die Handlung ein wenig ab, es wurde viel Bibel zitiert, doch die letzten Seiten haben ihre Würze trotzdem nicht verloren. Ein großer Pluspunkt für mich war, dass ich mich hervorragend in die Protagonistin Gabrielle Fox hineinversetzen konnte, da sie mit sehr genauer Menschenkenntnis und Einfühlsamkeit dargestellt wurde.
Insgesamt empfand ich diesen Öko-Thriller, wie dieses Buch oft bezeichnet wird, doch recht gelungen. Etwas weniger Religion und dafür vielleicht etwas mehr von Bethany und Umweltgeschehnissen hätten sicher nicht geschadet, da man im Laufe des Buches dieses kleine "Nostradamus"-Mädchen unwillkürlich ins Herz schließt. Für diesen Thriller vergebe ich 4 von 5 Sternen.
Beim dtv - Verlag bekommt man für 14,90€ 394 Seiten spannende Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt. Das Buch ist auch unter der ISBN: 978-3-423-24844-0 zu finden und für jeden, der an unsere Umwelt bzw. das Jahr 2012 denkt, mehr als zu empfehlen.
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