Freitag, 22. April 2011
[Rezension] "Unter allen Beeten ist Ruh'" von Auerbach & Keller
°Autor: Auerbach & Keller
°Titel: Unter allen Beeten ist Ruh'
°Originaltitel: Unter allen Beeten ist Ruh'
°Genre: Kriminalroman
°Erscheinungsdatum: 15. April 2011
° List Taschenbuch Verlag
°375 Seiten
°ISBN: 978-3-548-61037-5
°Preis: 8,99 €
°Der erste Satz: Der märkische Sand knirschte unter Lutz Erdmanns italienischen Schuhen, als er den Weg durch die Parzellen einschlug.
Klappentext:
Pippa Bolle hat die Nase voll von ihrer verrückten Berliner Familien- WG und bietet ihre Dienste als Haushüterin in der beschaulichen Kleingartenkolonie auf der Insel Schreberwerder an. Das Paradies für jeden Großstädter! Bienen summen, Vögel zwitschern, das Havelwasser plätschert.
Doch die Ruhe trügt: Nachbarn streiten sich um Grundstücke, ein Unternehmen träumt vom großen Coup. Und dann gibt es auch schon die erste Tote ...
Worum geht es?
Die Insel Schreberwerder... ein idyllisches Plätzchen, wo die Übersetzung eines englischen Fachtextes über das Haubentaucherverhalten von der erschöpften und gestressten Pippa endlich glücken soll. Zunächst scheint dies auch nicht unmöglich, bis sich die Schrebergartenkolonie nicht nur als ein Ort der Harmonie, sondern vorallem des Gegenteils entpuppt. Ein Geschäftsmann mit großen Plänen, ein Hanf Hotel, mysteriöse Pflanzen in Gewächshäusern und eine vergrabene Kiste bringen Pippa und die Inhaber der Parzellen auf Trab. Bei den vielen Streitigkeiten wird auch schon die erste Parzelleninhaberin tot aufgefunden. Zuallererst scheint alles nur ein Unfall, bevor eine zweite Person in den plätschernden Gewässern der Havel treibt... .
Rezeption:
Genauso wie Pippa Bolle, die Hautperson, ist der Einstieg in dieses Buch kunterbunt. Die gestresste Übersetzerin versucht ihr Brot damit zu verdienen, wissenschaftliche Texte zu übertragen und an Unis zu schicken, doch wie bereits gedacht gelingt es ihr nicht wirklich. Denn Pippa wohnt inmitten der familiär-bunten Transvaalstrasse 55, einer Multikultisiedlung und erfreut sich allgemeiner Beliebtheit, was sie fast dazu verpflichtet an jeder Sitzung der Nachbarn teilnehmen zu müssen. So weit, so gut. Es erschien mir fraglich, was dieses Treiben mit einem Krimi zu tun haben soll..und vorallem mit Schrebergärten. Jedoch folgt dem Trubel bald das freundliche Angebot von Pippas bester Freundin Karin, sich doch ein paar Tage Zeit zu nehmen und die Parzelle von Viktor, der auf eine Italienreise geht, zu bewachen, wo man sicher auch seine Ruhe zum Übersetzen findet. Doch das wäre viel zu leicht...
Dieses doch sehr kleine Buch hat überraschend viele Charaktere. Von der breiten Palette der Personen in Berlin bis hin zu den (überwiegend) gemütlichen Parzelleninhabern ist fast jeder Menschentyp vertreten. Ausländer, übertriebene Dialektsprecher, kleine Kinder, verliebte Teenager, überzeugte Hausmütter, selbsternannte Don Juans uvm. Jeder davon ist liebevoll eigen und spielt seine gewisse Rolle darin. Ich hatte nicht den Eindruck als wäre irgendeiner "nur" eine Nebenperson. Im Laufe der Handlung lernt man wirklich fast die gesamten Eigenheiten der Personen kennen und weiß bei geringsten Andeutungen, wer gemeint ist. Da sie so außergewöhnlich alltäglich sind, kann man sich super in jede von ihnen hineinversetzen und ich musste nicht wenig schmunzeln, denn der schwere Dialekt von Luis, der verfressene Polizist Freddy und der schwärmerisch-poetische Nante wurden wirklich herzallerliebst dargestellt.
Demzufolge war auch die Sprache des Buches sehr abwechslungsreich... mal romantisch poetisch, mal alltäglich, mal mit schwerem Dialekt. Buntgemischt wie das Werk selbst. Dennoch ist der Großteil der Handlung sehr spannend, so wirklich Miss Marple like, da Pippa sich regelrecht in die Ermittlungen stürzt und nicht selten selbst in Gefahr ist, denn der Mörder ist einer von der Insel Schreberwerder, da ist sich jeder sicher.
Wie auch der Konflikt spielen 90% der Handlung auf dieser kleinen und idyllischen Insel. Ich empfand es auch besser so, weil man da einen eingeschränkten Raum hatte und so unwillkürlich jeden Tag mt dem Mörder auf einem Fleck war, denn laut Polizeibefehl durfte keiner (der Parzellenbesitzer) die Insel verlassen, bevor alles aufgeklärt ist.
Ich habe mich bei der Lektüre fast immer zwischen zwei Welten gefühlt. Einmal eben diese idyllische Schrebergärten - Atmosphäre mit gemütlichen Leutchen und andererseits die kaltblütigen Mordfälle und der Umgangston der Inhaber. Aber eben diese Zwiespältigkeit erwies sich (für mich) besonders wichtig, da ich am Ende eben durch diese Heimlichkeit und Gutherzigkeit nie auf den Täter gekommen wäre... Sehr geschickt gemacht :)
Fazit:
Ein durchaus ungewöhnlicher Krimi, der durch seinen Humor, seine Menschenkenntnis und vorallem durch die geschickte Verstrickung der Ereignisse und der Personen mit Spannung besticht.
Ich vergebe für dieses Buch 4 von 5 Sternen.
Zum Autor:
Frau Auerbach lebt und arbeitet als freie Autorin im Rheingau. Sie schreibt Krimis, Kurzgeschichten, fiktionale und dokumentarische Drehbücher. Sie liebt einsame Inseln aller Längen- und Breitengrade, auf denen und über die sie schreibt. Ihre lebenslange Passion gilt Shakespeare und einem guten Glass Single Malt Whisky.
Frau Keller ist seit 2005 freie Schriftstellerin, nachdem die u.a. als Köchin gearbeitet, Veranstaltungen organisiert, internationale Pressearbeit gemacht und Schauspieler betreut hat - natürlich nacheinander. Nach vielen Jahren im Ruhrgebiet ist sie zu ihren familiären Wurzeln zurückgekehrt und lebt jetzt an der Nordseeküste.
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Hey!
AntwortenLöschenFreut mich, dass ich dich offenbar dazu gebracht hab, dir das Buch anzuschaffen :D Schreibst du anschließend auch drüber? :)
Liebe Grüße von der Winterzwiebel!