Mittwoch, 19. März 2014
[Rezension] Der gute Psychologe - von Noam Shpancer
Nach meinen zwei sehr umfangreichen Prüfungen wollte ich mir die "schöne" Seite meines Studium anschauen, nämlich die praktische Anwendung der ganzen Theorien, Grundsätze, etc. Und wie lässt sich das besser verbinden, als etwas darüber zu lesen, was nicht der langen, drückenden Pflichtlektüre des Studiums entspricht.
Ich bin gut unterhalten worden, habe sehr viele Sachen gelesen, die ich so bzw ausführlicher schon kannte und habe die schöne Verpackung, nämlich die Geschichte um den Psychologen und seine Klienten, genossen.
Im Grunde wird schon auf dem Cover das Klischee des Psychiaters bzw. des Psychologen überhaupt bedient.. nämlich das Sofa, wo man sich hinsetzt (noch besser hinlegt) und von seinen Problemen erzählen sollte. Okay, für Laien und Interessierte ganz ansprechend, jedoch lehnt der gute Psychologe im Buch an sich die Haltung des Psychoanalytikers Sigmund Freud, der ja das Couch-Hinleg-und-Erzähl-Klischee ja erst geprägt hat, ab. Aber das sind so kleine Ungereimtheiten, die man als Streber so mitbekommt.
Die Geschichte bzw die Handlung an sich ist schon einfacher. Der Psychologe (anders wird der Hauptprotagonist ja auch nicht bezeichnet) behandelt Patienten mit Angststörungen, nachdem ihm die Persönlichkeitsstörungen (insb. Borderliner, nächstes Klischee!) zu langatmig waren. Für mich ist er so die Reinkarnation, die Ausgeburt eines Rationalisten, so ruhig und bedacht. Doch zeigt sich eben nach der Begegnung mit der Stripperin Tiffany, deren Angst darin besteht, dass sie eben Angst vor der Bühne hat, dass auch der coolste und gelassenste Psychologe durchaus zu Emotionen befähigt ist. Dazu kommt noch die Geschichte mit Nina, einer vergangenen Liebschaft... und so verpackt Noam Shpancer psychologische Theorie, Herzschmerz und eine unbestreitbare, gewisse Grundspannung in eine kurzweilige, jedoch ganz unterhaltsame Geschichte. Für Psychologen/psychologische Laien und Studenten ist diese Lektüre sicherlich weitaus interessanter, als für den Durchschnittsleser, dennoch wohnt ihr auch eine Moral bzw These inne, die sicherlich auch Nicht-Psychologen zum Nachdenken bringt.
Ich vergebe für dieses Buch vier von fünf Sternen.
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