Donnerstag, 2. August 2012
[Rezension] Die Vermessung der Welt - von Daniel Kehlmann
Lange, lange ist es her, als ich das Buch damals noch im schulischen Literaturcafe von meiner Geschichtslehrerin empfohlen bekommen habe... ich sollte es doch unbedingt lesen, es sei so herrlich. Richtig wieder drauf gekommen bin ich seit dem kursierenden Trailer zur Verfilmung ebendiesen Buches und da der Film toll zu werden verspricht, habe ich mir natürlich dieses Buch gekauft und mich voller Euphorie drauf gestürzt. Und ich war bisschen enttäuscht...
Geschildert werden, wie im Klappentext angekündigt, die Abenteuer zweier damaligen (bzw. auch noch im Nachlass heutigen) Genies... Alexander von Humboldt, der mit seinem Gehilfen Bonpland die Welt bereist und auch in kleinste und versteckteste Winkel kriecht... und Carl Friedrich Gauß, ein Mathegenie, dessen Leben irgendwie nicht wirklich anlaufen will.
Die Geschichten werden im Wechsel erzählt. Man beginnt mit Gauß, der, schenke man dem Autor Glauben, ein ziemlicher Miesepeter war. Überall etwas auszusetzen, nichts kann bequem, leise und gemütlich genug sein... man lernt ihn also als Meckerziege deluxe kennen und ist auch ziemlich schnell von seiner Prinzessinnenart genervt, wenn da nicht seine Sternstunden wären, in denen er alles unterbricht (auch mal den Geschlechtsverkehr) um die in ihm aufkeimenden Gedanken und Berechnungen aufzuschreiben. Er ist also ständig in seiner großen mathematischen Welt versunken, stellt Vermutungen an und rechnet unaufhörlich. Parallel zu seinem Genietum, hängt er sehr an seiner älter werdenden Mutter, der Bequemlichkeit und seiner Hure Nina, wegen der er sogar Russisch erlernen wollte. Alles in allem, ein sehr lustiger Zug. Neben seinen Forschungen und der Schreibarbeit, macht Gauß seine ständige Armut und die Abhängigkeit von Gönnern, wie dem Herzog, zu schaffen. Nicht gerade die optimalsten Bedingungen, um groß rauszukommen, vor allem nicht, wenn man dazu auch noch so missratene Kinder hat, wie sein Sohn Eugen.
Humboldt dagegen scheint keines dieser Probleme zu teilen. Er macht mit seinem Helfer Bonpland zuerst eine Expedition in die Tropen, wo seine Sorgen sich eher auf die Masse an Moskitos und menschenfressende Stämme beschränken... im Gegensatz zu Bonpland, der eher ein Auffangbecken für Krankheiten und einheimische Frauen ist, beschäftigt sich Humboldt mit Allem, was ihm begegnet... Pflanzen, Tiere, Menschen...alles muss, soweit möglich, gesammelt, gepflückt, gezeichnet und botanisiert werden.... alles ist zu dokumentieren und an seinen älteren Bruder zu schicken, der dieses veröffentlichen soll. Diese Geschäftigkeit und die Art sich wirklich für alles zu begeistern, machte mir Humboldt zeitweise ziemlich sympathisch... er war von der Art das ziemliche Gegenteil von Gauß... Humboldt beklagte sich nicht (außer, es war wirklich etwas Schlimmes), er war Feuer und Flamme für seine Ziele und Entdeckungen..auch wenn man dafür in dunkelste und unbekannteste Höhlen kriechen musste, bewaffnet mit nichts außer dem eigenen Verstand, ein paar schwachen Fackeln und Führern, die sich nicht mal wirklich auskannten... .
Geschichtlich gesehen ist dieses Buch nicht ganz uninteressant. Man lernt die damaligen Lebensumstände kennen, die Art, wie Forscher und Genies um ihren Ruf zu kämpfen hatten... nebenbei wird etwas über Revolution erzählt... und natürlich dürfen lange Abhandlungen über dies und das nicht fehlen, wie z.B. über den gekrümmten kosmischen Raum etc. *seufz*
Alles in allem, war dieser Roman eine doch interessante Leseerfahrung, zumal man nun eine Vorstellung hat, wie man damals Wissenschaft betrieben hat und dass jeder, egal ob Genie oder eher nicht, seine Fehlerchen und Spleens hatte. Jedoch wurde mir persönlich das Buch zu sehr hochgelobt... was es am Ende nicht halten konnte. Da ich aber geschichtlich sehr interessiert bin und über die eine und andere Stelle schmunzeln musste, vergebe ich für dieses Werk noch drei von fünf Sternen.
Details zum Buch:
~ Rowohlt Taschenbuch Verlag
~ ISBN 978-3-499-24100-0
~ Preis: (D) 9,95€ (Taschenbuch)
~ Erscheinungsdatum: 23.09.2005
~ 302 Seiten
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