Mittwoch, 1. August 2012

[Rezension] Ohne ein Wort - von Linwood Barclay







Es ist schon ein Weilcher her, als ich ein Buch des (für mich besten) Psychothrillerautors gelesen habe. Das letzte Buch hat mich fast wirklich stellenweise paranoid werden lassen... und solches Ergebnis erhoffte ich mir nun auch von diesem Thriller.

Die Story erscheint zunächst ganz einfach. Die junge Cynthia bändelt eines Abends mit einem sog. Vince Fleming an, dem Sohn eines Hochkriminellen. Als er ihr sein Messer zeigt und ihr mehr und mehr Alkohol einflößt, scheint die kommende Rettung gelungen, als Cynthias Vater Clayton, mit seinem albernen Filzhut, die Autotür aufreißt und seine Tochter aus dem Auto zieht. Dieser scheint der peinliche Auftritt ihres Alten nun zu reichen, und als beide zu Hause ankommen, stolpert die betrunkene Teenagerin nurnoch in ihr Schlafzimmer, "Ich wollte ihr wärt tot!" brüllend. Dann ist alles auf einmal ruhig und die Betrunkene verfällt in einen rauschartigen Schlaf.

Der nächste Morgen ist extrem ungemütlich. Nicht nur, weil Cynthia einen extremen Kater hat und ihr Zimmer vollspeiht, nein auch von ihrer Familie fehlt jede Spur. Das ganze Haus ist wie ausgestorben, die Betten gemacht, die Küche sauber... es sind keine Zeichen sichtbar, dass irgendjemand eingebrochen war oder die Familie plötzlich verreist ist. Auch auf eine Notiz hofft Cynthia vergebens. Ihre Eltern und ihr Bruder Todd sind verschwunden. Spurlos.

Erst 25 Jahre später keimt die Geschichte wieder auf. Cynthia ist erwachsen, mit Terry Archer verheiratet ( aus dessen Perspektive die Geschichte nun berichtet wird) und hat eine süße Tochter namens Grace. Nichts scheint den Familienfrieden trüben zu können, bevor Cynthia sich entschließt mit ihrer Geschichte ins Fernsehen zu kommen, um Klarheit in die Sache zu bringen und in der stillen Hoffnung, dass sich jemand meldet, der etwas von ihren verschwundenen Eltern weiß. Fehlanzeige. Nach der gedrehten Sendung melden sich nur Verrückte und Scharlatane und Cynthia gerät in den Kreis des Spottes, da sie immernoch dran glaubt, dass ihre Eltern leben, denn von der Öffentlichkeit wird Cynthias verschwundene Famlie totgeglaubt.
Jedoch tauchen nach und nach Zeichen aus Cynthias vergangenem Familienleben auf... Claytons Filzhut liegt eines Tages auf dem Küchentisch, es gehen unheimliche, anonyme Anrufe und E-Mails ein, seltsame Schreiben erreichen den Postkasten, ein brauner Wagen mit getönten Scheiben verfolgt Cynthia und ihre Tochter Grace auf dem Schulweg... und Cynthia glaubt auf einmal ihren Bruder Todd in einer Einkaufsmeile zu sehen... .

Vollkommen von ihrem Wahn engenommen, entschließt sich Cynthia nun der Sache richtig auf den Grund zu gehen und beauftragt einen Privatdetektiv, damit dieser Nachforschungen über ihren Vater anstellt. Doch dieser kann überraschenderweise nichts sagen... weder bei der Kfz Meldestelle noch bei der Krankenkasse ist der Name Clayton Bigge zu finden... Hat dieser Mann je existiert?
Nebenbei spielt Tante Tess, bei der die junge Cynthia nach dem Verschwinden ihrer Familie gelebt hat, Cynthias Mann Terry geheime Informationen zu. Jemand soll ihr regelmäßig Geld für Cynthias Studium zugesandt haben, jedoch dürfte sie keinem etwas davon erzählen. Die Summe belief sich auf circa 42 Tausend Dollar.
Bevor Terry soweit ist, um seiner Frau von dem Geld und den geheimnisvollen Umschlägen zu berichten, liegt Tante Tess eines Abends blutüberströmt auf ihrem Küchenboden. Jemand hat sie hinterrücks mit einem Messer erstochen.Auch vom Privatdetektiv fehlt auf einmal jede Spur... und als Cynthia mit der gemeinsamen Tochter Grace auch plötzlich verschwindet, sieht Terry sich genötigt, ihren damaligen Jugendfreund Vince aufzusuchen. Dieser ist der Berufung seines Vaters gefolgt und selbst ein Krimineller, mit einer Unmenge Schlägertypen umringt und mit einer großen Berufserfahrung gesegnet. Doch auch dieser Mann reicht nicht, um es mit dem gnadenlosen Mörder aufzunehmen, denn auf einmal liegt auch Vince in einer Blutlache... .

Sind Cynthias Eltern auch von diesem Mörder getötet worden? Hat Cynthias Vater je existiert und wenn ja, welches Scheinleben scheint er geführt zu haben, da er mit seinem richtigen Namen nirgends aufzufinden ist... und wieso richtet Cynthias Bruder Todd auf einmal den Lauf einer Waffe auf Terry?

Äußerlich scheint die Geschichte ein ziemliches Hin und Her zu sein, ist jedoch in Wahrheit ziemlich geordnet und gut nachvollziehbar. Zwischen den Kapiteln befinden sich manchmal kursiv gedruckte Dialoge von den "Bösen", die etwas mit Cynthias Schicksal zu tun haben und dies fordert nicht wenig Spannungssteigerung. Insgesamt war die Geschichte sehr spannend, weniger Psychothriller als Krimi, geschrieben in einer einfachen und alltäglichen Sprache und eine verwobene Familiengeschichte schildernd.
Für dieses Buch vergebe ich vier von fünf Sternen.

       Details zum Buch:
~ ullstein Taschenbuch Verlag
~ ISBN 978-3-548-26743-2
~ Preis: (D) 8,95€ (A) 9,20€ (Taschenbuch)
~ Erscheinungsdatum: 01.07.2007
~ 492 Seiten




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