Donnerstag, 31. März 2011
[Rezension] "Die Vergolderin" von Helga Glaesener
° Autor: Helga Glaesener
° Titel: Die Vergolderin
° Originaltitel: Die Vergolderin
° Genre: Historischer Roman
° Erscheinungsdatum: 11. März 2011
° Verlag: List Hardcover Verlag
° 460 Seiten
° ISBN: 978-3-471-30007-7
° Preis: 19,99 €
° Der erste Satz: Maria Weißvogel erwachte von ihrem eigenen Husten, und wie immer in den letzten Tagen hatte sie einen schrecklichen Moment lang das Gefühl zu ersticken.
Klappentext:
Braunschweig, 1604: Auf der Flucht vor Plünderern wird Elisabeth von einem geheimnisvollen Blinden gerettet. In der aufblühenden Handelsstadt Braunschweig arbeitet sie heimlich als Vergolderin. Ihr Geschick bringt ihr viele Aufträge, aber auch den Zorn ihres Großvaters ein, denn Frauen ist das Handwerk untersagt. Einer der mächtigsten Gildemänner hat es auf Elisabeth abgesehen und stellt ihr nach. Als sie sich wehrt, kennt sein Hass keine Grenzen. Da begegnet sie ihrem Retter wieder. Kann er ihr auch diesmal helfen?
Worum geht es?
Elisabeth Weißvogel hat ihren eigenen Kopf, und der bringt sie immer wieder in Gefahr. Seit dem Tod ihrer Eltern muss sie für ihre beiden Geschwister sorgen. Von ihrem Vater hat sie das Vergolden gelernt. Sie ist eine Meisterin im kunstvollen Fertigen von Goldrahmen und Figuren, die sie an der Gilde vorbei von ihrem Geliebten Berthold verkaufen lässt. Die Öffentlichkeit darf nichts davon erfahren, denn Frauen ist diese Arbeit nicht erlaubt. Elisabeth liebt dieses anspruchsvolle Handwerk und träumt davon, eines Tages ihr Talent nicht mehr verstecken zu müssen. Doch die herrschenden Männer in Braunschweig haben nichts übrig für die Träume der jungen Frau.
Dann gerät Elisabeth zwischen zwei verfeindete Brüder. Einer ist ein wohlhabender Kaufmann, der andere ein mächtiger Gildenmeister. Gegen ihren Willen wird sie immer tiefer in die Familienfehde hineingezogen. Ihr kleiner Bruder soll plötzlich ein Dieb sein und sie selbst eine Hure. Versucht ihre Schwester, sie aus Neid ans Messer zu liefern? Elisabeths Leben liegt in Scherben, und nur ein Wunder kann ihr noch helfen.
Rezeption:
Gleich am Anfang des Buches wird man mit einem Epilog begrüsst, der einem einen Eindruck verschafft um wen es sich handelt und auf welche Art und Weise sich die Geschichte drehen wird. Durch die unverfrorene Härte zeigt der Erzähler hier bereits am Anfang, dass die Handlung alles andere als sanftmütig und gewaltfrei verlaufen wird. Man hatte als Leser wirklich hier schon mit sich zu kämpfen...aber es ist ähnlich wie bei einem Unfall..man mag irgendwie nicht hinsehen, tut es aber dennoch. So ging es mir auch, denn das Buch geht mit einer unglaublichen (jedoch zur damaligen Zeit wohl alltäglichen) Härte einher.
Der Kreis der Charakter beginnt mit einem kleinen, etwa 5 Personen umfassenden Kreis, weitet sich im Verlaufe des Buches bis auf das Dreifache aus und schließt sich zum Ende hin wieder zu einem kleinen Personenrahmen zusammen. Sowohl die Hauptperson Elisabeth Weißvogel, als auch ihre grimmige Schwester Marga..sowie ihr kleiner Bruder Christian und der blinde Martin Clavius werden detailliert und einfühlsam gezeigt. Man kann sich wunderbar in jede dieser Personen hineinversetzen und jeden ihrer Gefühle miterleben. Solche Gefühle und eine derartige Ergriffenheit habe ich wirklich noch nie gespürt. Ich bin ein paar Mal durch mein Zimmer gerannt, musste das Buch weglegen um mich selbst erstmal zu fangen, musste dann weiterlesen..hatte keine Ruhe. Ich bin immernoch völlig baff!
In Helga Glaesener steckt unwidersprüchlich eine geniale Krimiautorin, denn ihre Art zu schreiben, Dinge zu schildern...da knistert es vor Spannung zwischen den Seiten. Es war einfach nur unglaublich. Man hat sich wie mitten in einem Krimi gefühlt, welcher von einer historischen und rauen Kulisse ummantelt wude. Es wechselte von romantischen Landschaftsschilderungen über raue Landesprache bis hin zu gehobener Adelsartikulation. Monologe, Dialoge, Verfolgerpassagen, Mordszenen,.. alles. Meisterhaft!
Die Orte, in denen das Geschehen stattfand, beschränkten sich meist auf Osnabrück (die ursprünglichen Heimat der Protagonistin) und Braunschweig, welches ihre neue Heimat wurde und natürlich auch die Umgebung rund um diese historischen Handelsmetropolen. Das tat der Handlung keinen Abbruch, denn die Verwobenheit und Schnelle der Geschehnisse hat mir persönlich innerhalb dieser beiden Städte auch genügt.
Durch den bildhaften und detaillierten Schreibstil der Autorin fühlt man sich, als wäre man mittendrin. Man erlebt die Handlungen aus der personalen Erzählperspektive und sieht und urteilt mit den Augen der jeweils handelnden Person. Besser hätte man es in diesem Fall nicht machen können!
Fazit:
Ein sehr gelungener, spannungsgeladener, rauer historischer Roman! Nichts für schwache Nerven, aber ein Muss für jeden Fan von historischen Romanen und Krimis...oder natürlich der Verknüpfung von beidem.
Für dieses Buch vergebe ich 5 von 5 Sternen.
Zur Autorin:
Helga Glaesener, Jahrgang 1955, wurde in Niedersachsen geboren und studierte in Hannover Mathematik. Im Trubel ihrer fünfköpfigen Kinderschar begann sie 1990 mit dem Schreiben historischer Romane, von denen gleich der erste Titel zum Bestseller avancierte. Seitdem veröffentlicht sie in den Genres Historisches, Krimis und humorvolle Frauenliteratur zahlreiche Bücher. Außerdem arbeitet sie als Tutorin an der Fernuniversität Studiengemeinschaft Darmstadt, wo sie angehenden Autoren die Kniffe des Handwerks verrät. Sie lebt seit 2010 in Oldenburg.
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Hallo,
AntwortenLöschenich habe dieses Buch vor kurzem auch erst gelesen und rezensiert und ich hoffe, es ist für dich okay, dass ich deine Rezension in meiner unter der Überschrift “Weitere Rezensionen zu vorgestelltem Buch” verlinkt habe? Falls nicht, melde dich einfach kurz bei mir und ich lösche dich auf der Stelle raus, ja? ;) Hier der Link:
http://janine2610.blogspot.co.at/2015/09/rezension-die-vergolderin-helga.html
Alles Liebe ♥,
Janine